Sicherheit im Chaos

 


Was Lamas, TikTok und ein alter Geländewagen über Risikokompetenz von Kindern verraten

Ein Sommer, der anders läuft als geplant

Es sollte der perfekte Sommerurlaub werden: Ferienhaus, Pool, Bergblick. Stattdessen steht plötzlich eine Clique Jugendlicher vor einer staubigen Lama-Ranch, schiefen Stockbetten und einer Toilette, die laut Besitzer „nur bei Mondlicht zuverlässig funktioniert“. Und mittendrin: Pedro, ein Lama, das Pizza liebt – oder es zumindest versucht.

Was auf den ersten Blick nach Slapstick klingt, entpuppt sich im Buch „Plan B ist für Loser – Ich habe nicht mal Plan A“ als durchinszeniertes Sicherheitslabor:

  • Ein alter Geländewagen, der mehr Charakter als Bremsweg hat.

  • Ein Campingplatz, auf dem Waschbären nachts den Speiseplan prüfen.

  • Ein Lama, das verschwindet.

  • Ein TikTok-Clip, der schneller viral geht, als irgendjemand „Privatsphäre“ buchstabieren kann.

Unter der Oberfläche entsteht etwas, das in vielen Präventionskonzepten noch fehlt: eine emotionale, humorvolle Schule der Sicherheit. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit schmutzigen Schuhen, weichen Knien und einer Clique, die aus Fehlern etwas baut, „das hält“.


Ein chaotischer Sommer als Sicherheitslabor

Die Grundidee des Buches ist radikal simpel:
Nicht die perfekten Pläne tragen die Figuren, sondern die kleinen, richtigen Entscheidungen im richtigen Moment – und die Bereitschaft, aus dem Scheitern zu lernen.

Die Lama-Ranch wird zur Bühne für Themen, die sonst in trockenen Folien verstecken:

  • Tierwohl & Grenzen: „Pizza gehört nicht ins Lama“ wird zur einprägsamen Formel dafür, dass Tierliebe Grenzen braucht und artfremdes Füttern lebensgefährlich sein kann.

  • Technische Risiken: Der alte Geländewagen zeigt, wie schnell aus „nur kurz zum Dorfladen“ eine ernsthafte Risikosituation werden kann – wenn niemand hinschaut, hinhört oder „Stopp“ sagt.

  • Natur & Gelände: Campingplatz, Bootstour, Maislabyrinth und Hütte 13 illustrieren, wie Wetter, Dunkelheit und Orientierungslücken Sicherheitskompetenz fordern – ohne Horror, aber mit echtem Druck.

  • Digitale Sicherheit: Aus „Ein TikTok-Star wider Willen“ wird eine Lehrstunde über Einwilligung, Bildrechte und digitalen Fußabdruck.

Die Geschichten sind dabei nie pädagogische Folien mit Dialogen, sondern echte Erlebnisse einer Clique, in denen sich Jugendliche wiederfinden:
Unsicherheit, Gruppendruck, Humor als Schutzschild, das erste Gefühl von Verantwortung – für sich, für andere, für Tiere und Technik.


Atmen, sehen, teilen – die kleine Sicherheitsformel

Im Epilog wird der Sommer auf eine einfache Formel verdichtet:

Atmen, sehen, teilen.

Diese drei Schritte sind praktisch eine Mini-Psychologie der Risikokompetenz – und sie ziehen sich durch alle Episoden.

1. Atmen – vom Panikmodus in den Denkmodus

Egal ob

  • Pizza auf dem Boden landet und eine hungrige Lama-Herde in die Hütte drängt,

  • der Geländewagen auf halber Strecke schweigt,

  • oder Geräusche im Dunkeln auf dem Campingplatz alle Fantasie mobilisieren:

Erst kommt der Atemzug, dann die Entscheidung.

Neurowissenschaftlich betrachtet ist das banal und brillant zugleich: Drei Sekunden bewusstes Atmen reichen oft, um vom Reflex („Kampf oder Flucht“) zurück in die Lagebeurteilung zu kommen. Im Buch wird daraus ein wiederkehrendes Motiv – und eine Haltung:
Keine Heldentaten in Panik. Erst atmen. Dann handeln.

2. Sehen – Geräusche bekommen Namen, Schatten Konturen

Sicherheit bedeutet im Buch immer auch: genauer hinsehen.

  • Die Clique lernt, Spuren zu lesen, wenn Pedro verschwunden ist: Wolle am Zaun, Trittspuren am Bach, Hinweise aus dem Dorf.

  • Im Maislabyrinth werden Markierungen gesetzt, ohne die Natur zu beschädigen – und aus Verirrung wird ein strukturiertes Suchen.

  • Auf dem Campingplatz bekommen Geräusche Namen: Waschbär, Platzwart mit Eimer, Regenrinne. Aus unheimlicher Geräuschkulisse wird ein lesbarer Raum.

Die Botschaft dahinter:
Wer lernt, genau hinzusehen, kann Risiken früh erkennen, statt sie zu dramatisieren – oder zu ignorieren.

3. Teilen – Wissen verteilen, Verantwortung gemeinsam tragen

„Teilen“ meint hier mehr als „jemandem etwas erzählen“.

  • Die Jugendlichen verteilen Aufgaben: Leitstelle, Suchteams, Nachbarn einbinden, Rückmeldungen koordinieren.

  • Sicherheit wird zur gemeinsamen Ressource – ob beim Sichern des Zauns, beim Löschen des Feuers oder bei der Moderation eines viralen Clips.

  • Am Ende gilt: Verantwortung wird leichter, wenn sie auf mehrere Schultern verteilt ist.

Für pädagogische Praxis heißt das:
Kindern und Jugendlichen nicht nur Regeln geben, sondern Rollen – Beobachter, Entscheider, Rückmelder, Ruhepol. Wer Verantwortung einübt, lebt Sicherheit anders, als wenn er sie nur erklärt bekommt.


Kein Safety ohne Security – von Lamas zu Logins

Im Anhang des Buches werden die erzählten Abenteuer zu zehn klaren Sicherheitstipps verdichtet. Zwei davon bilden die Brücke von der Weide ins Web:

  1. „Kein Safety ohne Security“ – Sicherheit ist immer Doppelarbeit:

    • Safety = Schutz vor Zufall (Unfälle, technische Defekte).

    • Security = Schutz vor Absicht (Diebstahl, Übergriffe, Cyberangriffe).

    Das Lama-Gehege mit offenem Riegel ist genauso problematisch wie ein sicherer Zaun ohne Rettungsweg. Ein sicheres Passwort nützt wenig, wenn Jugendliche unbedacht auf Phishing-Links klicken.

  2. „Nicht alles ins Netz – dein digitaler Fußabdruck ist für immer“
    Der TikTok-Star wider Willen ist kein Gag, sondern ein Szenario, das in jeder Schule passieren kann:

    • Jemand slippt auf dem Stallboden aus.

    • Jemand filmt.

    • Jemand lädt hoch – ohne zu fragen.

    Im Buch wird daraus ein Lernmoment: Gesichter unkenntlich machen, Standort weglassen, Kontext erklären, Kommentare moderieren, Privatsphäre respektieren.

Übertrag in die Praxis:
Wer mit Jugendlichen über Social Media spricht, braucht mehr als technische Regeln. Es geht um Haltung:

  • Frage ich, bevor ich teile?

  • Kann ich „Nein“ sagen, wenn jemand mein Bild posten will?

  • Habe ich verstanden, dass das Netz nicht vergisst?

Das Buch erzählt diese Themen so, dass sie emotional andocken – ohne Angstbilder, aber mit klaren Konsequenzen.


Regeln als Freiraum – wenn Hausordnung zu Selbstwirksamkeit führt

„Regeln sind nicht da, um Spaß zu verderben – sie schaffen sicheren Freiraum.“

Dieser Gedanke wird im Buch immer wieder durchgespielt:

  • Campingplatz „Abendruh“:
    Das Schild mit „kein offenes Feuer bei Wind“ oder „Lebensmittel nachts verschließen“ wirkt zunächst wie typische Einschränkung. Spätestens beim neugierigen Waschbären wird klar: Wer Regeln ignoriert, verwandelt seinen Zeltplatz in ein Buffet für Wildtiere – und die eigene Nacht in einen Sicherheitsvorfall.

  • Maislabyrinth:
    „Wege nicht verlassen, Pflanzen nicht beschädigen, Kinder an die Hand.“
    Die Clique verhandelt die Regeln nicht, sie arbeitet mit ihnen: Markierungen nur im Wegesand, Respekt vor der Natur, Notausgänge kennen, bevor man losläuft.

  • Dorffest & Lama-Rodeo:
    Veranstaltungen werden nicht als Chaos angenommen, sondern bewusst strukturiert: Laufwege, Kabelsicherungen, klare Abläufe beim Rodeo. Sicherheitstechnik wird Teil des Erlebnisses – nicht dessen Gegenspieler.

Für Pädagog:innen und Sicherheitsverantwortliche ist das zentral:
Regeln wirken nur dann, wenn sie erklärt, erlebt und als fair erlebt werden. Das Buch zeigt eine Clique, die diesen inneren Schritt vollzieht – und ihn damit für Leser:innen nachvollziehbar macht.


Technik ist nie neutral – Geländewagen, Feuerstahl & Smartphone

Ein weiterer roter Faden: Technik ist immer nur so sicher wie der Mensch, der sie nutzt.

  • Der Geländewagen „Der Fluch“ ist kein Monster, aber auch kein Spielzeug. Er zwingt die Jugendlichen zur Risikoanalyse: Steigung, Gangwahl, Anhaltebuchten, Werkzeug.

  • Beim Feuerkurs wird klar: Feuer ist „Physik und Geduld“, kein Showeffekt. Zunder, Funken, Löschroutine – und erst dann das Staunen.

  • Das Smartphone wird zum Katalysator – für Wissensgewinn (Karte fotografieren, Notizen machen), aber auch für Risiken (Videos, Standort, Streams).

Der Anhang bringt das auf den Punkt:

„Technik braucht Verantwortung – du bist der entscheidende Faktor.“

Damit eignet sich das Buch hervorragend, um mit Jugendlichen über Technikkompetenz zu sprechen – ohne sie mit abstrakter Medienpädagogik zu konfrontieren.


Für wen dieses Buch mehr ist als Unterhaltung?

Zielgruppen & Nutzen:

  • Pädagog:innen & Schulsozialarbeit
    Ideal als Gesprächsanlass in Projektwochen, Klassenlektüre oder AGs zu Themen wie Medienkompetenz, Klassengemeinschaft, Prävention, Klassenfahrtensicherheit.

  • Sicherheitsverantwortliche & Präventionsfachkräfte
    Das Buch übersetzt abstrakte Sicherheitsprinzipien in erzählerische Szenen – hilfreich, um Trainings und Workshops lebendiger zu machen.

  • Eltern & Pflegefamilien
    Eine Möglichkeit, mit Kindern ab ca. 10–12 Jahren über Sicherheit zu sprechen, ohne in Vortragsmodus zu verfallen. Gemeinsames Lesen, darüber reden, Szenen im Alltag wiedererkennen.

  • Jugendliche selbst
    Für alle, die Lust auf eine chaotische, humorvolle Sommergeschichte haben – und nebenbei mitnehmen, wie man sich selbst und andere schützt, ohne „Spießer“ zu sein.


Ein persönlicher Impuls

In den JW-Sicherheitsgeschichten steht Sicherheit im Mittelpunkt – aber selten da, wo man sie erwarten würde. Statt Checklisten anzugreifen, begleitet man eine Clique, die stolpert, lacht, streitet, neu beginnt und am Ende eine Haltung entwickelt:

  • Sicherheit ist kein Schild, sondern „eine Art, zu gucken“.

  • Freundschaft ist kein Backup, sondern das System.

Diese Art zu erzählen folgt einer Überzeugung:
Menschen verändern ihr Verhalten nicht, weil sie eine Regel kennen – sondern weil sie eine Geschichte fühlen.

Wenn Jugendliche sich in Leo, Jasmin, Ella, Paul oder Jonas wiederfinden, dann werden Sicherheitsprinzipien zu etwas, das sie aus ihrer eigenen Innenperspektive heraus verstehen. Nicht, weil „der Erwachsene“ es so sagt, sondern weil sie sehen:

  • Was passiert, wenn man Pizza ans falsche Maul hält.

  • Wie es sich anfühlt, wenn ein Video viraler wird als das eigene Einverständnis.

  • Wie erleichternd es ist, wenn jemand in der Gruppe einfach sagt: „Stopp. Erst atmen.“



Was bleibt: Weiche Knie, ruhige Hände, klare Rollen

Am Ende dieses Sommers steht keine makellose Heldengeschichte, sondern ein Satz, der auch als Leitlinie für echte Sicherheitsarbeit taugt:

„Plan A ist eine Idee. Wirklich wichtig ist die Abmachung mit dem Tag. Sicherheit ist kein Schild, sondern eine Art zu schauen. Freundschaft ist kein Backup, sondern das System.“

Kondensiert bedeutet das für den Alltag:

  • Weiche Knie
    – also die Fähigkeit, flexibel zu bleiben, statt stur Plänen nachzurennen.

  • Ruhige Hände
    – in kritischen Momenten langsam werden, nicht schneller.

  • Klare Rollen
    – wer ruft Hilfe, wer bleibt bei der verletzten Person, wer sichert die Umgebung?

  • Einfache Worte
    – Sicherheitssprache, die auch 12-Jährige verstehen und wiederholen können.

  • Ein ehrliches Lächeln
    – nicht um etwas schönzureden, sondern um nach der Lösung Verbindung zu schaffen.

Mini-Checkliste: 7 Fragen für den Praxistransfer

  1. Wo erleben Kinder und Jugendliche bei Ihnen Sicherheit als Ermöglicher, nicht als Spaßbremse?

  2. Welche Ihrer Regeln sind erklären- statt nur unterschriftswürdig?

  3. Wo gibt es Raum, Fehler zu machen – und danach strukturiert daraus zu lernen?

  4. Nutzen Sie Geschichten oder nur PowerPoint, wenn es um Prävention geht?

  5. Wie sprechen Sie über „Safety & Security“ – getrennt oder als zusammengehöriges System?

  6. Gibt es feste Rituale für „Atmen, sehen, teilen“ – vor, während und nach Aktionen?

  7. Wer in Ihrer Gruppe/Organisation hat die Rolle des ruhigen Gegenpols, wenn es laut wird?


Zum Weiterlesen, Weiterdenken – und Weitergeben

Wenn Sie Sicherheit nicht nur in Regelwerken, sondern im echten Leben verankern möchten, bietet „Plan B ist für Loser – Ich habe nicht mal Plan A“ genau diese Brücke:
eine chaotische, warmherzige Sommergeschichte, in der Sicherheit leise mitläuft – und am Ende das ist, was alle trägt.

Erhältlich als Hardcover (Story One Edition), Ebook und Hörbuch.



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